Berlin 2016

Ich brach auf, um die Vergangenheit zu besuchen, kam aber in der Zukunft an.

Wie ein Zeitreisender fand ich nach meiner Rückkehr, dass mein Planet sich verändert hatte.

Die, welche lebten als ich die Heimat verließ, haben längst ihre irdischen Hüllen verlassen.

Meine alte Familie kannte niemand mehr. Man hatte mich und meine Lieben vergessen. Wir schienen nie  gelebt zu haben.Geschäfte, welche damals den Menschen  etwas anboten, waren nun nicht mehr vorhanden. Andere Geschäfte boten Dinge an, die damals noch nicht existierten.

Die neue Ansicht meiner alten Wohngegend war mir fremd. Gebäude waren aus dem Boden geschossen wo früher  Bäume standen. Neue Bäume gaben Schatten wo damals Straßenbahnen fuhren.

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Wo die Tankstelle ist, stand früher ein Wohnhaus. Wo die Berufsschule ist, waren früher Schrebergärten.

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Die selbe Straßenseite in 1942

 

 

 

Die Angst vor einem unsichtbaren Feind geht um. Die Menschen sind verängstigt, weil sie glauben,  zu viel zu verlieren zu haben. Die politischen Druckwellen eines Bombenanschlags in einem fernen Land, von  dem man nicht viel Ahnung hat, sind durchaus in den wohleingerichteten Stuben zu spüren. Ein Axtmord in Ansbach verunsichert eine globale Welt. In unseren Reflexen, zu den täglichen Ereignissen, benehmen wir uns wie die Dorfbewohner in einer mittelalterlichen Ortschaft. Da, wo früher die Hexen wohnten, leben heute Asylbewerber.

Aber in Wirklichkeit ist die Welt heiler als vor vielen Jahren. Wir wohnten für vier Wochen in Friedenau ( Friedliche Aue) und es war so friedlich wie man es sich nur wünschen konnte. Die Luft war rein (anders als in den siebziger Jahren, als die Schwefelsäure zum Waldsterben führte) und wir ließen immer die Fenster auf; hörten ständig die Vögel zwitschern.

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Innenhof in Friedenau

Alle Stunde läuteten die Glocken einer mächtigen Kirche, die wie eine Trutzburg den Gläubigen, sowie den Ungläubigen,  Vertrauen einflößte: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“

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Nathanael Kirche am Gratzer Platz

 

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Eine friedliche Straße in Friedenau

Und nebenan ist die Bäckerei „Wolke“ wo  schon am frühen Morgen, die ersten Kunden zum Kaffeetrinken kommen. Und der Kuchen war auch sehr lecker.

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Ein älteres Ehepaar aus Australien vor der Bäckerei „Wolke“

 

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Frühstück in der „Wolke“

 

Aber auch die Vergangenheit ist immer präsent. Die Erinnerung an den 2. Weltkrieg  lässt  nicht locker. Immer wieder werden Blindgänger von den schrecklichen Bombenangriffen des Krieges gefunden.  Dann kann es passieren, dass tausende von Menschen evakuiert, ganze Straßenzüge stillgelegt und Verkehrsverbindungen unterbrochen werden.

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Anzeigetafel auf dem S-Bahnhof Friedenau mit der Warnung, dass eine Bombenentschärfung in der Nähe von Oranienburg im Gange ist .

In Berlin kann man oft die Vergangenheit und die Gegenwart zur gleichen Zeit entdecken. Z.B. am Lustgarten wo das alte, kaiserliche Schloss wieder aufgebaut wird.

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Unter den Linden wird überall gebaut. Im Hintergrund sieht man schon die Kuppel des wieder enstehenden Schlosses. Das alte Stadtbild wird dann wieder komplett sein.

 

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Ein altes Gemälde mit dem alten Schloss im Hintergrund

Nicht weit von wo wir wohnten war ein Friedhof. Er liegt am Fuße des Insulaners (künstlicher Hügel bestehend aus Trümmerschutt des 2. Weltkrieges).  Dort ist im Laufe von Jahrzehnten ein herrlicher Regenwald der gemäßigten Zone entstanden, in dem man durchaus Tiere, wie Füchse, Kaninchen oder Eichhörnchen,  finden kann. Die Sauerstoff reiche Luft ist sehr erfrischend.

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Es ist durchaus möglich den einen oder anderen Jogger auf den Wegen des Friedhofs zu finden.

Was ist mit der Zukunft? In einem anderen Blog werde ich über das Südgelände berichten in dem man einen Eindruck bekommen kann, wie die Natur wieder zurücknimmt was die Menschen einmal geschaffen haben.