Ich brach auf, um die Vergangenheit zu besuchen, kam aber in der Zukunft an.
Wie ein Zeitreisender fand ich nach meiner Rückkehr, dass mein Planet sich verändert hatte.
Die, welche lebten als ich die Heimat verließ, haben längst ihre irdischen Hüllen verlassen.
Meine alte Familie kannte niemand mehr. Man hatte mich und meine Lieben vergessen. Wir schienen nie gelebt zu haben.Geschäfte, welche damals den Menschen etwas anboten, waren nun nicht mehr vorhanden. Andere Geschäfte boten Dinge an, die damals noch nicht existierten.
Die neue Ansicht meiner alten Wohngegend war mir fremd. Gebäude waren aus dem Boden geschossen wo früher Bäume standen. Neue Bäume gaben Schatten wo damals Straßenbahnen fuhren.
Die Angst vor einem unsichtbaren Feind geht um. Die Menschen sind verängstigt, weil sie glauben, zu viel zu verlieren zu haben. Die politischen Druckwellen eines Bombenanschlags in einem fernen Land, von dem man nicht viel Ahnung hat, sind durchaus in den wohleingerichteten Stuben zu spüren. Ein Axtmord in Ansbach verunsichert eine globale Welt. In unseren Reflexen, zu den täglichen Ereignissen, benehmen wir uns wie die Dorfbewohner in einer mittelalterlichen Ortschaft. Da, wo früher die Hexen wohnten, leben heute Asylbewerber.
Aber in Wirklichkeit ist die Welt heiler als vor vielen Jahren. Wir wohnten für vier Wochen in Friedenau ( Friedliche Aue) und es war so friedlich wie man es sich nur wünschen konnte. Die Luft war rein (anders als in den siebziger Jahren, als die Schwefelsäure zum Waldsterben führte) und wir ließen immer die Fenster auf; hörten ständig die Vögel zwitschern.
Alle Stunde läuteten die Glocken einer mächtigen Kirche, die wie eine Trutzburg den Gläubigen, sowie den Ungläubigen, Vertrauen einflößte: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“
Und nebenan ist die Bäckerei „Wolke“ wo schon am frühen Morgen, die ersten Kunden zum Kaffeetrinken kommen. Und der Kuchen war auch sehr lecker.
Aber auch die Vergangenheit ist immer präsent. Die Erinnerung an den 2. Weltkrieg lässt nicht locker. Immer wieder werden Blindgänger von den schrecklichen Bombenangriffen des Krieges gefunden. Dann kann es passieren, dass tausende von Menschen evakuiert, ganze Straßenzüge stillgelegt und Verkehrsverbindungen unterbrochen werden.
In Berlin kann man oft die Vergangenheit und die Gegenwart zur gleichen Zeit entdecken. Z.B. am Lustgarten wo das alte, kaiserliche Schloss wieder aufgebaut wird.
Nicht weit von wo wir wohnten war ein Friedhof. Er liegt am Fuße des Insulaners (künstlicher Hügel bestehend aus Trümmerschutt des 2. Weltkrieges). Dort ist im Laufe von Jahrzehnten ein herrlicher Regenwald der gemäßigten Zone entstanden, in dem man durchaus Tiere, wie Füchse, Kaninchen oder Eichhörnchen, finden kann. Die Sauerstoff reiche Luft ist sehr erfrischend.
Es ist durchaus möglich den einen oder anderen Jogger auf den Wegen des Friedhofs zu finden.
Was ist mit der Zukunft? In einem anderen Blog werde ich über das Südgelände berichten in dem man einen Eindruck bekommen kann, wie die Natur wieder zurücknimmt was die Menschen einmal geschaffen haben.